updated: May 2019 deutsch

Geschichte und Herkunft

Es ranken sich wohl um keine Rassekatze so viele Legenden und romantische Geschichten über die Herkunft wie über die Abessinier. So sagt man, die Abessinier sei die älteste aller Katzenrassen überhaupt. Man sagt auch, dass die Abessinier nicht nur Lebensgefährte, sondern auch ein Gott für die alten Aegypter war, und man sagt, dass ungefähr Mitte letzten Jahrhunderts ein englischer Offizier eine Katze namens Zula von Abessinien (heutiges Aethiopien) nach Grossbritannien gebracht hat, welche die Urahnin unserer heutigen Abessinier gewesen sein soll.

Ob wahr oder Legende - die mystische, geheimnisvolle Ausstrahlung der Abessinierkatze verleitet zu Recht zu der Aussage: "Die Abessinier ist nicht nur eine Katze, es ist die Katze der Katzen", oder anders ausgedrückt: "Es geht nicht einfach um eine Katze, sondern um ihre Majestät, die Katze".

In Tat und Wahrheit könnte die Geschichte der Abessinier überall dort beginnen, wo es getickte Katzen gab. Mit Sicherheit steht jedoch fest, dass die Engländer begonnen haben, diese Rasse zu züchten. 1896 wurden die ersten Abessinier als solche Rasse im englischen Zuchtbuch registriert. Um die Jahrhundertwende gab es dann vehemente Meinungsverschiedenheiten über diese Züchtung, der Name "Abessinier" wurde vorübergehend geändert in "Ticked", "British Ticks" und"Bunny Cats" (Hasenkatzen). Nur wenige Abessinier (12) wurden zwischen 1900 und 1905 registriert. Darunter war auch eine weibliche Abessinierkatze, die als silberfarben angegeben wurde.

1907 ging das erste Abessinierpaar nach Amerika in die Zucht. Während des Zweiten Weltkrieges hatten Züchter von Rassekatzen mit Schwierigkeiten zu kämpfen, sei es durch die Lebensmittelrationierung oder durch die ständige Bedrohung durch Bomben. Um wenigstens einige Tiere zu retten, wurden weitere Abessinier nach Amerika gesandt. Nach Ende des Krieges waren auch nur noch wenige Abessinier in England vorhanden. Um die Zucht fortsetzen zu können, wurden dann wohl auch gewöhnliche Hauskatzen oder was gerade zur Verfügung stand mit den übrige gebliebenen Abessiniern verpaart.

Bei Stammbaumforschungen stösst man - weite Generationen zurück - auf Bezeichnungen wie "einfarbige rote Katze", "unregistrierter Halbabessinier", "südafrikanische Wildkatze getickt", ja sogar Siamesen wurden als Vorfahren registriert. Das wird wohl auch die Erklärung sein, weshalb in Abessinierwürfen hin und wieder langhaarige Exemplare hervorgingen, die sogenannte Somali.

Noch heute bezeichnen einige wenige Züchter diese, in Amerika (CFA) seit 1979, in Europa (Fifé) seit 1983, anerkannte Rasse fälschlicherweise als Langhaar-Abessinier. Die Somali ist eine selbständige Rasse mit eigenem Charakter und Standard. Die Einkreuzung von Abessinier in Somalis ist wegen Typverbesserung und um die Blutlinien zu vergrössern zwar erlaubt resp. erwünscht, doch darf umgekehrt nie eine Somali für die Abessinierzucht verwendet werden. Im CFA werden kurzhaarige Tiere aus Abessinier/Somaliverpaarungen Kurzhaar Somali genannt, womit einfach aber effektiv die Weiterverwendung für die Abessinierzucht verhindert wird. Anderswo werden diese kurzhaarigen Nachkommen manchmal Abessinier variant genannt.

So haben sich vor allem die Amerikaner sehr für die "Reinzüchtung" der Abessinier eingesetzt und mit umfangreichen Zuchtprogrammen versucht, "unerwünschte" Gene wie z.B. das Langhaar, oder "unerwünschte" Farben herauszuzüchten, was ihnen auch weitgehend gelungen ist. Jahrelang hat der CFA sogar nur die Farbe "wildfarben", dort "ruddy" genannt, anerkannt. Die Anerkennung der sorrelfarbenen Abessinier erfolgte erst 1964 (in England ein Jahr früher), diejenige der blauen 1984 und der fawn gar erst 1989.

Zeichnung Abessinierkatze Die Engländer sind wohl - was das Züchten anbelangt - etwas experimentierfreudiger. Dort werden die Abessinier in allen bunten Farben gezüchtet und auch vom GCCF (und sogenannten unabhängigen Vereinen) anerkannt. Es gibt sie, nebst den beiden Hauptfarben wildfarben und sorrel mit ihren Verdünnungen blau und fawn auch in lilac, chocolate, genetisch rot, crème, blau-crème und tortie, und all diese Farben selbstverständlich auch in den Silbervarianten. Da diese "exotischen" Farben nicht von Anfang an in der Rasse vorhanden waren (ausser wahrscheinlich Silber vor dem Zweiten Weltkrieg), mussten sie über die Einkreuzung von anderen Rassen "hereingeholt" werden. Die Tolerierung dieser Farbschläge im Zusammenhang mit der Bezeichnung Abessinier ist, wenn nicht abzulehnen, mindestens als sehr fragwürdig zu bezeichnen und zwar aus den gleichen Gründen, wie sie im Zusammenhang mit der Verpaarung von Somalis und Abessinier genannt wurden. Die Fifé, Europas grösste Dachorganisation von Züchtervereinen, scheint einen Mittelweg gefunden zu haben: es werden die beiden Hauptfarben mit ihren Verdünnungen und die Silbervarianten dazu anerkannt.

Foto Galerie mit frühen Abys aus den Jahren 1953-1980

 

zum Seitenanfang